Waldkirch: Hochwasser weiterhin Erdrutschgefahr – Lage kritisch

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Erdrutsch aktuelle Lage in Waldkirch nach Hochwasser Stand 17:10 Uhr - Bild: Feuerwehr Waldkirch

14.06.2016 – Waldkirch: Pressekonferenz der Stadt Waldkirch, der Feuerwehr, dem THW, dem DRK und der Polizei zur aktuellen Lage im Hochwassergebiet Waldkirch und zur Situation Unteres Amtsfeld nach Erdrutsch.

Unteres Amtsfeld bleibt vorläufig evakuiert

Eröffnet wird die Pressekonferenz von Oberbürgermeister Roman Götzmann, der zuerst einen Rückblick der Ereignisse schildert (wir berichteten). Der Stadtkommandant der Feuerwehr Waldkirch Christian Klein gibt einen Überblick der Einsätze der Feuerwehr: Zuerst drohte der Altersbach über die Ufer zu treten, weshalb die Vorstadt gesperrt wurde und präventiv das Wasser in die Elz umgeleitet wurde. Am Kohbach wurden Sandsäcke zur Sicherung eingesetzt. Dennoch liefen viele Keller voll und es kam zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr. Im Ortsteil Siensbach war erneut die Talbachstraße stark betroffen – auch dort liefen Keller voll. In Kollnau verschärfte sich die Lage besonders am Schmelzofen – dort fielen zwei große Eichen den Hang hinunter und trafen einen PKW – im Ortsteil Kollnau der ja bereits letzte Woche von Überflutungen betroffen war, liefen erneut Keller voll Wasser.

Auch das Grundwasser stieg durch die massiven Regenfälle, so dass sich auch in Buchholz weitere Keller mit Wasser füllten. Gegen 14:45 Uhr trat der Kohbach über das Ufer. Insgesamt kam es zu 72 Feuerwehreinsätzen.

Hangrutsch Unteres Amtsfeld – Nähe Bruder Klaus Krankenhaus

Am Abend gegen 22 Uhr, meldete die Feuerwehr einen Hangrutsch nahe dem Waldkircher Krankenhaus Unteres Amtsfeld. In der Folge wurde das Gebiet evakuiert. 29 Bewohner sind von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen. Oberbürgermeister Götzmann, der sich gerade in einer Sitzung befand, brach diese ab und begab sich direkt vor Ort, um sich um die Unterbringung der Evakuierten zu kümmern und sich vor Ort ein Bild zur Lage zu machen.

Hanglage instabil

Der ebenfalls anwesende Geologe beschrieb die Hanglage als weiterhin instabil. Es wurden Kräfte des Technischen Hilfswerkes alarmiert, sie versuchen den Hang zu entwässern. Weitere Sicherungsmaßnahmen sind in dem schlammigen Zustand des Hanges vorher nicht möglich. Aktuell ist die Fachgruppe Wasser-Schaden-Pumpe des Ortsverbandes Offenburg vor Ort mit einer Spezialpumpe, sowie der technische Zug des Ortsverbandes Emmendingen und des Ortsverbands Mülheim: Der THW übernimmt auch vorerst die weiteren Maßnahmen, damit sich die Mannschaften der Feuerwehr Waldkirch, die sich im Dauereinsatz befanden und bis zum Limit mit vollem Einsatz ihren Dienst getan haben, ausruhen und regenerieren können. Das THW baut oberhalb des Hanges und unterhalb des Krankenhauses, einen Pumpensumpf, das Wasser wird dann eingefasst und über den Heitereweg ins Oberflächenwasser abgeleitet. Man erhofft sich dadurch eine Entlastung und mehr Stabilität in den instabilen Hang zu bringen, damit weitere Maßnahmen ergriffen werden können.

Während der auch Nachts laufenden Aktion wird der Hang vom THW ausgeleuchtet und bis auf Weiteres beobachtet. Auch betroffene Anwohner waren zur Pressekonferenz gekommen, einige äußerten den verständlichen Wunsch aus ihren Wohnungen wichtige Dinge wie z.B. Medikamente holen zu dürfen. Ob dies möglich ist, wird noch geklärt. Die Evakuierung selbst bleibt aber aufrecht erhalten, da sich jederzeit ein weiterer Hangrutsch ereignen kann.

Verkehrslage und Gefahrensituation aus Sicht der Polizei

Rocco Braccio der Leiter der Führungsgruppe der Polizeireviers Waldkirch meldete aus verkehrstechnischer Sicht keine besonderen Vorkommnisse und lobte die Bürger die sich trotz der angespannten Lage an die Verkehrsvorschriften halten und Absperrungen beachten. Dies sei wie er erklärte, sowohl für die Verkehrsteilnehmer selbst sicherer, aber auch für die ohnehin stark eingebundenen Kräfte der Feuerwehr wäre es eine Erschwernis, wenn sie auch noch zu vermeidbaren Einsätzen ausrücken müssten. Allerdings gäbe es auch hier Unbelehrbare die Absperrungen missachten und damit sich selbst und andere gefährden – er appelliert hier an die Vernunft der Bürger! Auch rät er Kinder momentan nicht in der Nähe von Gewässern spielen zu lassen – das Wasser hat eine ungeheure Kraft und könnte die Kinder mitreißen.

Soforthilfen des Landes soll es für Waldkirch nicht geben

Für von Hochwasser Betroffene vor dem 8. Juni – also z.B. Kollnau gibt es Soforthilfen des Landes. Für betroffene nach dem 8. Juli offenbar nicht. Zumindest wurde ein entsprechendes Ersuch abgelehnt. Oberbürgermeister Götzmann bat nun Ministerialdirektor Würtenberger diese Entscheidung noch einmal zu überdenken – bis zum aktuellen Zeitpunkt liegt noch keine Antwort des Ministerialdirektors Würtenberger vor. Zu verstehen ist so eine Entscheidung aus menschlicher Sicht sicher nicht – wie soll man einem Bürger erklären – sorry – aber Dein Gebäudeschaden ist leider eine Woche zu spät eingetreten?

DRK ebenfalls vor Ort

Auch das DRK ist seit gestern im Einsatz und unterstützt die Einsatzkräfte mit Verpflegung. Auch mehrere KTWs und RTWs stehen bereit. Zum Glück wurde bisher niemand verletzt und wir hoffen es bleibt bei einer Präventionsbereitschaft.

70 Millionen Liter Regen in 5 Stunden auf 100 Hektar

Diese utopisch klingenden Zahlen erörtert Thomas Reger von der Stadt Waldkirch. „Das müssen Sie sich vorstellen wie 2 Mal die Gesamtmenge des Wassers im Schwimmbad“ Das Problematische sind die kräftigen sehr lokalen Regengüsse bei denen sich unmöglich voraus sagen lässt welches Tal gerade getroffen wird. Auch wenn es z.B. in Kollnau gerade leichter regnet,  kann schon wenige 100 Meter weiter kräftig schütten.

Aktuell sind vom DWD weitere Unwetterwarnungen vor Starkregen aktiv – die Westhänge des Schwarzwaldes sind auch dieses Mal betroffen. Die Situation ist nach wie vor gefährlich und kritisch.

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