Staufen: Erneuter Missbrauch von Kindern – Pfadfinderleiter in U-Haft

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Symbol-Bild: © Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes https://www.polizei-beratung.de

Staufen: Erneut steht Staufen wegen einem Missbrauchsfall im Fokus der Öffentlichkeit. Statt Zelt- und Sommerlager zu organisieren, soll ein Ex-Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde seine Position als Pfadfinderleiter schamlos ausgenutzt haben und mindestens 2 Jungen des Pfadfinderstamms „Lazarus von Schwendi“ und 2 weitere Jungen missbraucht haben.

Über 400 Missbrauchs-Fälle

Insgesamt soll es mindestens 4 Jungen geben, die zwischen 2 und 400 Übergriffe durch den 41-jährigen Beschuldigten erdulden mussten.

Der Fall wurde erst bekannt, als die Mutter eines heute 17-Jährigen, am 18. Februar 2019 Anzeige erstattete – ihr Sohn soll im Alter von 9 bis 11 Jahren von dem heute 41-jährigen Tatverdächtigen mehrfach missbraucht worden sein.

Erste Ermittlungen und Abklärungen deuteten darauf hin, dass es vermutlich mehrere Opfer gibt – deshalb wurde die 12-köpfige Ermittlungsgruppe Burg gegründet die über 100 Personen aus dem Umfeld des Tatverdächtigen, insbesondere Kinder und Jugendliche der Pfadfindergruppe befragte. Die Taten innerhalb der Pfadfindergruppe, sollen sich zwischen 2009 und 2013 ereignet haben.

Zwei weitere Opfer, soll der Beschuldigte außerhalb der Pfadfindergruppe, im Freizeitbereich kennengelernt haben. Hier liegt der Tatzeitraum zwischen den Jahren 2014 bis 2018. Zu den jeweiligen Tatzeitpunkten waren die betroffenen Jungen, zwischen 8 und 14 Jahre alt.

Schon 3 Tage nach bekannt werden des Falls bei Kriminalpolizei Freiburg und Staatsanwaltschaft, klickten die Handschellen. Seit dem sitzt der Tatverdächtige in Untersuchungshaft.

Erforderliche Sensibilität im Rahmen der Ermittlungen

Zitat: „Derartige Ermittlungen sind vor allem im Interesse der Opfer mit einem Höchstmaß an Sensibilität und Diskretion zu  führen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann nicht ausgeschlossen werden, dass es noch weitere Opfer gibt.
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Die polizeiliche Herangehensweise hat hierbei sehr viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl erfordert, wenn Kinder und Jugendliche plötzlich mit sehr intimen und detaillierten Fragen der Polizei konfrontiert werden.

Um bildhaft zu sprechen, haben wir versucht teilweise nachhaltig traumatisierten Kindern eine „Brücke zu bauen“. Nicht jedes Kind, jeder Jugendliche und jeder Erwachsene war und ist im aktuellen Stadium bereit, über diese zu gehen und sich der Polizei zu öffnen, was mitunter der Vorgehensweise des Beschuldigten geschuldet ist.

Die Kriminalpolizei ist aber auch in Zukunft Ansprechpartner für mögliche Opfer.
Der Beschuldigte hat sehr manipulativ agiert, indem er sich Kinder ausgesucht hat, die er begeistern und welche er „für sich gewinnen“ konnte. Er verbrachte Zeit mit ihnen und machte einzelnen Kindern auch regelmäßig Geschenke. Er suggerierte den Kindern dabei, dass die sexuellen Handlungen „völlig normal“ seien.

Letztlich hat der Beschuldigte zu einzelnen Kindern ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Auf Grundlage dieser Vertrauensbasis hat er die Kinder in der Folge dann sexuell missbraucht.

Allen von der Polizei befragten Personen wurden im Sinne des Opferschutzes entsprechende Kontakte zu Beratungs- und Opferschutzorganisationen vermittelt.“ – so Kriminalhauptkommisar Mathias Kaiser – Leiter der Ermittlungsgruppe Burg.

Der Beschuldigte stand schon einmal wegen Missbrauch von Kindern vor Gericht

Der Beschuldigte ist nicht vorbestraft. Gegen ihn wurde allerdings in den Jahren 2004 – 2007 ein Strafverfahren wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Kindern geführt, in dem er aber vom Landgericht Freiburg im Rahmen einer Berufungsverhandlung freigesprochen wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte damals die Verurteilung zu einer Geldstrafe beantragt. Es stand Aussage gegen Aussage. Das Gericht konnte sich letztlich nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugen.

Der Beschuldigte schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass es in der Vergangenheit auch Verdachtsmomente in Bezug auf einen anderen Betreuer bei den Pfadfindern gegeben hatte, der gegenüber Mädchen bzw. weiblichen Jugendlichen übergriffig geworden sein soll.

Die Ermittlungsbehörden sind auch diesen Nachweisen umgehend nachgegangen und haben in diesem Zusammenhang bereits umfangreiche Ermittlungen und Befragungen durchgeführt; eine Zeugin hat mittlerweile Angaben dazu gemacht, dass es zu sexuellen Handlungen mit dem Beschuldigten gekommen sei, als sie 13 und 14 Jahre alt war. Die Taten liegen sechs bzw. sieben Jahre zurück. Der mittlerweile 27 Jahre alte Beschuldigte wurde mit den Tatvorwürfen konfrontiert, auch er macht bislang keine Angaben.

(Quelle: Polizeipräsidium Freiburg)

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