„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“

Grafik: Regiorebellen

Ulbrichts dreiste Lüge…

Berlin, 15. Juni 1961: DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht bestreitet in einer Pressekonferenz den Plan des Mauerbaus und behauptet „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ dieser inzwischen zu trauriger Berühmtheit gelangte Satz, entpuppte sich nur etwa 2 Monate später als dreiste Lüge.

War es doch Ulbricht selbst, der den damaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow dazu drängte die Grenze zwischen Ost- und Westberlin  zu schließen um den Flüchtlingsstrom gen Westen, dem sich auch viele Akademiker und anderes gut ausgebildetes Fachpersonal angeschlossen hatte zu unterbinden und so diese Menschen im Lande zu halten.

Für die Menschen im Osten begann damit eine Zeit des eigesperrt seins, der Überwachung und des Duckmäusertums, wie auch hätten sie entrinnen können? Wer es dennoch wagte sich dem System entgegen zu stellen, fand sich schnell im Gefängnis oder der Psychiatrie wieder.

25 Jahre später, erreichen genau diese Menschen, von denen viele Nichts anders als Unterdrückung, Lüge und Beschnüffelung durch die Stasi kannten, Menschen die lernten das es klüger ist sich NICHT zu widersetzen, diese Menschen erreichten das Unglaubliche.

Mit ihren friedlichen aber beharrlichen Demonstrationen, erreichten sie den Fall der Mauer und durften nun endlich die Grenze gen Westen passieren.

Hierzu passend schrieb Friedrich Schorlemmer:

„Wegen der Flüchtlinge wurde die Mauer gebaut, und wegen der Flüchtlinge wurde sie wieder eingerissen…“

Nachzulesen hier: „Die betongewordene Staatslüge „Niemand hatte, die Absicht eine Mauer zu errichten …“

Wer neben dem geschichtlichen Ablauf auch mehr zu den Hintergründen erfahren will, mehr über die Menschen die in diesem menschenunwürdigen System leben mussten, eigesperrt und ohne Perspektiven, aber auch über die Draht- und Strippenzieher und warum anscheinend NIEMAND etwas dagegen unternahm, sollte Schorlemmers Text dazu lesen.

Wer eingesperrt ist kann nicht reisen wohin es ihm beliebt, doch gerade junge Menschen wollen die Welt sehen, Ältere endlich ihre Familienmitglieder wieder treffen, vielleicht auch – wer weiß das –  zum letzten Mal. Hinter der Historie des Mauerbaus stehen tausende von Einzelschicksalen, darunter unglaubliche Geschichten, von vielen hat man schon gehört, während andere nie die Öffentlichkeit erreichten.

Ein wirklich schönes Video von Airbnb, einem Portal das private Zimmer vermittelt, zeigt solch ein Einzelschicksal und brachte mich auf die Idee, auch über eine jener Geschichten zu schreiben, die noch nirgends öffentlich gemacht wurden. So überlegte ich wen ich da fragen könnte. Zufälligerweise, unterhielt ich mich mit einem Pressesprecher des Polizeipräsidiums Freiburg, Herrn Roth, über einen ganz anderen Fall, während ich immer wieder gedanklich abschweifte und an das Video dachte. Schließlich fragte ich dann aus einem unerfindlichen Grund ausgerechnet ihn, was ihm zum Thema Mauerfall spontan einfällt. Was dann kam, war eine Geschichte die gleichermaßen ergreifend wie auch tragisch ist.

Doppelt bestraft…

Der besagte Pressesprecher, war während dem Mauerfall noch Kripobeamter in Emmendingen. Sie waren dermaßen mit einem großen Fall beschäftigt, das tagelang alles Andere an ihnen vorbei gegangen war.

Eine Serie von Raubüberfällen, rund 400 aufgebrochenen PKWs und eine stattliche Anzahl an PKW-Diebstählen hatten die Beamten endlich aufgeklärt und sie waren gerade im Auto unterwegs, mit dem Täter der hinten im Wagen saß, auf der Fahrt in die JVA. Dort sollten sie den Mann in Untersuchungshaft übergeben. Plötzlich rief er – sie sollen still sein und das Radio lauter machen, was sie dann auch taten. Es wurde gerade darüber berichtet, dass die Grenze offen sei und die ersten Ostdeutschen nach Westen strömten.

Deutschland nach 25 Jahren im Freudentaumel wieder vereint…. den Rest der Übertragung bekamen die Beamten jedoch nicht mit. Bitterlich fing der so hartgesotten erscheinende Mann an zu weinen und rief immer wieder:

„Das können die doch nicht machen…!!! Die können doch nicht einfach die Grenze aufmachen…! Das geht doch nicht….“

Er bekam einen regelrechten Nervenzusammenbruch und erzählte den verdutzten Kriminalbeamten stockend und schluchzend: „Er habe 12 Jahre „gesessen“ im Osten. 12 lange Jahre seines Lebens wegen Fluchtversuchen…..und nun machen sie die Mauer einfach auf“…

Das war der Moment wo selbst die an Einiges gewohnten Polizisten Mitleid mit dem Mann hatten, nicht zuletzt auch wegen dem tragischen Umstand, das ausgerechnet an dem Tag als alle Ostdeutschen Bürger frei kamen, der Mann der 12 Jahre deshalb im Gefängnis war, diesen Tag nicht in Freiheit verbringen würde, sondern in einer, wenn auch westdeutschen Gefängniszelle.

Eine Mauer & zwei Grenzer

Jörg, ein westdeutscher Grenzbeamter, verlässt kurz vor dem Mauerfall Berlin. Nach 25 Jahren, will ihm seine Tochter Catherine das wiedervereinte Berlin zeigen und bucht eine Reise bei Airbnb, jenem Portal das private Zimmer vermittelt, für sich und ihren Vater.

Sie will ihrem Vater zeigen was aus der einst geteilten Stadt geworden ist. Während ihrem Aufenthalt in der Hauptstadt, unterhalten sich die Beiden eines Abends mit Kai ihrem Vermieter und dabei stellt sich heraus, dass Kai ebenfalls Grenzbeamter war, allerdings auf der ostdeutschen Seite. Es ist eine dieser Geschichten wie sie nur das Leben selbst schreiben kann. Ausgerechnet diese zwei Männer die früher auf verschiedenen Seiten der Grenze standen treffen aufeinander, weil Jörg bei den vielen Zimmern die es in Berlin zu buchen gibt ausgerechnet jenes erwischt, dass von einem ehemaligen ostdeutschen Grenzer vermietet wird ;-)

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