Freiburg: Joan Baez beim Zeltmusikfestival

Joan Baez beim ZMF in Freiburg: Bild © Regiorebellen

Musik mit Seele…

Sie spricht, verhält, bewegt oder kleidet sich nicht wie eine Ikone oder gar eine Diva. Das hat sie noch nie getan und es hätte auch sehr verwundert, wenn sie plötzlich damit angefangen hätte…. ;-) Die First Lady des Folk, Joan Baez kommt leger gekleidet und locker wie jeher. Sieht man sie so auf der Bühne, fällt es schwer zu glauben wie viele Jahre inzwischen ins Land gegangen sind….

Ursprünglich war an dieser Stelle eine ganz normale Berichterstattung geplant doch das geht aus einigen Gründen nicht…

1. Ist Joan Baez nicht einfach auf Ihre Musik zu beschränken weil Ihre Musik auch eine Botschaft für das Herz und die Seele ist und 2. Dachte ich zwar nach 27 Jahren die zwischen meinen Konzertbesuchen lägen wäre genug Abstand um neutral berichten zu können – doch da irrte ich gewaltig! Da ich 1988 ca. 1 Jahr zur Crew gehörte, bei der Joan Baez, Mercedes Sosa und Konstantin Wecker mit Ihrer 3 Stimmen Tournee unzählige Hallen füllten, bemerkte ich gestern Abend schon nach kürzester Zeit – da liegt nichts  – aber auch gar nichts dazwischen was in irgendeiner Weise eine Distanz geschaffen hätte :-D – Von daher „ade neutrales Schreiben“ und nun, man verzeihe mir – werde ich mich hier ein bisschen austoben ;-)

Vielleicht klarer denn je zeigte sich, das die Songs durch Joans Stimme einfach eine besondere Bedeutung bekommen, vielleicht weil sie die Lieder nicht einfach nur singt sondern auch fühlt, weil sie hinter der Bedeutung der Songs steht und das was sie ihrem treuen und begeisterten Publikum in den Songs erzählt auch lebt! Das macht den Unterschied der gerade in diesen Zeiten so deutlich wird und wohl auch immer und zeitlos bestehen bleiben wird.

Deutlicher denn je liegt eine tiefe Kluft zwischen der üblichen Mainstreammusic mit ihrer Gleichgültigkeit, ja Ignoranz gegenüber politischen Themen wie Würde, Menschlichkeit, Liberalität und Achtung vor dem Leben. In Zeiten in denen Menschen im Radio mit gefälligem Trallala berieselt werden, gefolgt von zahlreichen Fernsehformaten im Gaga-Style – sticht diese Art Musik nun mal besonders hervor, wohl weil sie ungeschnörkelt & ehrlich ist und auf diese ganz besondere Weise das Publikum tief berührt ohne dabei wehmütig in der Vergangenheit zu schwelgen: Statt dessen zeigt Miss Baez eine unglaubliche Präsenz im Hier und Jetzt, mit jener Portion Bodenständigkeit, die sie schon immer besaß.

Die Setlist: Railroad Boy, God is God, There but for Fortune, Silver Dagger, It’s All Over Now, Baby Blue, Strange Rivers, Me and Bobby McGee, Long Black Veil, Wenn unsere Brüder kommen, Jerusalem, Just the Way You Are, Diamonds & Rust, Day After Tomorrow, Swing Low, Sweet Chariot, Joe Hill, Seven Curses, Give Me Cornbread When I’m Hungry, House Of The Rising Sun, Don’t Think Twice, It’s All Right, Gracias a la Vida, Imagine, The Boxer, Sag mir, wo die Blumen sind, Donna Donna, Here’s To You.

ZMF-Freiburg: Joan Baez on Stage
ZMF-Freiburg: Joan Baez on Stage

So war der Abend: Die ersten Lieder spielt sie nur vom Klang ihrer Gitarre begleitet, bevor die Band mit Sohn Gabriel & Dirk Powell hinzu kommt. Bei einigen Songs wird sie stimmlich von Grace Stumberg begleitet. Die beiden Stimmen harmonieren wirklich sehr gut miteinander. Bereits bei dem Song „Me and Bobby Mac Gee“ war das Publikum fest in ihrem Bann und immer intensiver wurde von Song zu Song, diese besondere Verbindung zwischen ihr und dem Publikum spürbar, die so typisch für ihre Konzerte ist. Manche Songs singt sie nun etwas tiefer in einer schönen und warmen Alt-Stimme, doch wie sich bei einigen Songs zeigt, beherrscht sie trotz ihrer inzwischen 74 Jahre, auch die höheren Töne noch immer sauber und klar. Besonders freute ich mich, als sie einen meiner Lieblingssongs „Gracias a la Vida“ sang. Der Abend war natürlich viel zu kurz und das Publikum hielt es im ausverkauften Zirkuszelt gegen Ende des Konzerts auch nicht mehr auf ihren Plätzen. Standing Ovations holten Joan Baez immer wieder auf die Bühne zurück. Mit mehreren Zugaben wie „Sag mir wo die Blumen sind“ und „Here’s To You“ verabschiedete sich Joan Baez von einem begeisterten Publikum.

Thank you Joan for the lovely wishes. Have a good tour! :-)

(Text & Bilder: Silvia Beha)

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