Freiburg: Pferdeschänder, sucht er schon nach der nächsten Stute?

Pferdeschänder südbaden
Pferdeschänder - Grafik: Regiorebellen

Was der Pferdeschänder wirklich anrichtet

7.11.2012

Betroffene und Pferdeliebhaber fordern höhere Strafen für Tierschänder

Bei einem Besuch auf einem betroffenen Pferdehof und nach tagelangen Recherchen wurde klar, dass diese Problematik weit über das Problem einer kleinen Gruppe von Pferdebesitzern hinaus geht und alle Menschen und in besonderem Maße, Tierhalter betrifft.

Warum? Erfahrt ihr in diesem Artikel

Verschlossene Tore und ein Sicherheitshinweis, dahinter verlassenen Koppeln und helle Beleuchtung – so der erste Eindruck vor dem Gelände.

Dahinter dann Menschen die freundlich und nett, aber auch zurückhaltend und bedrückt wirken. Beim Gang über die Anlage stehen vor den Ställen einige junge Reitschüler, die schweigend die Pferde versorgen.

Nur eine Gruppe von Hunden, deren Jungtiere kläffend und verspielt auf einen zustürzen, lässt ahnen wie es hier war, bevor der Pferdeschänder zugeschlagen hatte.

„Seit diesem Tag (so der Betreiber des Hofes) ist nichts mehr wie es war. Ständig muss jemand bei den Tieren sein – rund um die Uhr – das geht an die Substanz“.

Die betroffene erst 5-jährige Stute war nach der Misshandlung völlig verstört. Nicht nur wegen der Verletzungen, sondern auch im Anschluss, beim Behandeln der schmerzvollen, tiefen Wunden, wollte das zuvor unbeschwerte und zutrauliche Tier, niemanden an sich heran lassen –  so tief war es in seinem Grundvertrauen erschüttert.

Es dauerte eine ganze Zeit, bis die sonst so zutrauliche und harmlose Stute sich wenigstens von den Besitzern versorgen lies. Ob die Stute je wieder wird wie zuvor, ist fraglich.

„Das Gefühl, wenn man die Stute so sieht (so die Besitzer), lässt sich kaum in Worte fassen. Da steht einem dieses gutherzige und sanfte Wesen gegenüber und schaut einen angstvoll an. Das trifft einen zutiefst, als wäre es das eigene Kind“, erklären die Beiden, die selbst auch Eltern sind.

Für die Kinder war und ist das Geschehene kaum bewältigbar. Täglich fragen Reitschüler nach dem Befinden der Stute. Die jungen Mädchen, die zuvor auch abends noch im Flutlicht die Pferde abritten, trauen sich einzeln nicht mehr auf die Koppeln. Sie sitzen bedrückt vor den Ställen und würden wohl am liebsten die Pferde mit nach Hause nehmen.

So wie hier, sagen die Betreiber –  sei es überall in der Region. Von den Reitanlagen bis zu den kleinen Pferdehaltern deren Ställe ebenfalls stark gefährdet sind.

Der wirtschaftliche Schaden, lässt sich schon jetzt kaum beziffern. Professionelle Sicherheitsfirmen seien teuer und auf Dauer kaum finanzierbar. Gerade private Halter die keine Einnahmen mit ihren Tieren erzielen, können sich das nicht leisten.

Die Hoffnung, als bei der Polizei eine extra Ermittlungsgruppe eingerichtet wurde, dass der oder die Täter nun endlich geschnappt werden, hat sich bisher leider nicht erfüllt.

Dazu muss man jedoch auch wissen, dass selbst wenn der Täter geschnappt wird, in allererster Linie eine Anzeige wegen Sachbeschädigung erfolgt und man den Tierschänder vermutlich gleich wieder laufen lassen muss.

„Was“ – so die Beiden „geschieht denn, wenn dem Täter der Kick mit den Pferden nicht mehr reicht?“

Die Tierschutzorganisation PETA weist in ihrer Pressemitteilung vom 5.9.2012 darauf hin, dass aus sadistischen sexuellen Aggressionen gegen Tiere schnell Gewalt gegen Menschen werden kann.

Gerade Taten, die von Pferderippern begangen werden, gelten als Indikator für eine mögliche Vorstufe schwerer Sexual- oder Gewaltdelikte.

„Helfen Sie mit, diese Tat aufzuklären“, appelliert Kathrin Eva Schmid, Recherche-Koordinatorin bei PETA. „Täter mit derartigen Neigungen belassen es häufig nicht beim Verbrechen am Tier und vergehen sich später an Mitmenschen. Insbesondere Taten mit möglichem sexuellem Hintergrund dürfen in diesem Zusammenhang nicht verharmlost werden.

Falls also wirklich ein Täter später auf Menschen übergreift, konnte er zuvor auf für ihn konsequenzarme Art üben?

Auch deshalb besteht bei der derzeitigen Gesetzeslage zum Thema Tierschutz dringender Handlungsbedarf.

Im Laufe des Gespräches erzählt der Stall-Betreiber, wie er die ersten Nächte nach der Misshandlung seiner Stute in den Stallungen erlebte:

„Es ist ruhig und man hört das Ticken der Uhr – jedes Geräusch scheint doppelt so laut und man hat das Gefühl man steht unter Dauerstrom.

Was, wenn er jetzt kommt und sich an einer der Stuten zu schaffen macht? Wie halte ich ihn auf? Kann ich es riskieren ihn einfach anzusprechen oder laufe ich dann Gefahr, dass das Messer das er für die Pferde mitführt zu einer womöglich tödlichen Waffe gegen mich wird?

Was, wenn ich mich wehren muss und der Täter dabei verletzt wird? Der Pferdeschänder wird womöglich nur wegen Sachbeschädigung (das zählt ein Tier in der deutschen Gesetzgebung) belangt und ich? Körperverletzung? Oder gar versuchter Totschlag?

Der Pferdeschänder der bereits so viele Tiere auf dem Gewissen hat bekommt also ein zivilrechtliches Verfahren während ich womöglich im Strafrecht verurteilt werde?“

Nicht nur, dass sich das dringend ändern muss, das ein Tier als Sache und somit in erster Linie eine Sachbeschädigung in Frage kommt. Auch das Strafmaß muss empfindlich hoch sein, damit es wenigsten einige Täter abschreckt, die derzeit mit wenigen Konsequenzen zu rechnen haben.

Momentan wird diese Thematik auch im Bundestag debattiert. Die Bundesregierung hat geäußert, nun doch ein Verbot der Zoophilie in das neue Tierschutzgesetz aufzunehmen.

Im Gespräch mit der Landestierschutzbeauftragten von Baden Württemberg – Frau Dr. Cornelie Jäger:

? Frau Dr. Jäger angesichts der immer wieder publik werdenden Fälle von Tierschändungen, werden die Rufe nach entsprechenden Gesetzen, die Tierschändungen unter Strafe stellen, immer lauter. Ist hier in absehbarer Zeit mit einer befriedigenden Lösung zu rechnen?

A: „Erfreulich ist, dass die Bundesregierung entgegen den bisherigen Erwartungen nun offenbar doch ein Verbot der Zoophilie in die Novellierung des Tierschutzgesetzes aufnehmen will. Schwierig wird allerdings der Vollzug dieser Regelung sein, weil entsprechende Täter auch künftig vermutlich häufig nicht dingfest zu machen sein werden. Trotzdem erhoffe ich mir von einem solchen Verbot, dass die Bevölkerung insgesamt für dieses Thema sensibilisiert wird und solche Verhaltensweisen klar verurteilt“.

? Kann man schon was dazu sagen in welchem Bereich des Tierschutzgesetzes ein solches Verbot integriert werden könnte?

A: „Im Tierschutzgesetz gibt es einen sogenannten Verbotskatalog, also eine Auflistung verbotener Handlungsweisen. Ich vermute, dass dieser § 3 des Tierschutzgesetzes um die Zoophilie-Thematik ergänzt wird. Wie die Ahndung aussehen soll, muss man sehen. Für besonders schwere Fälle wird man sicher auch auf bereits bestehende Strafvorschriften zurückgreifen“

? Nun sind Sie ja nicht nur Landestierschutzbeauftragte, sondern auch Veterinärin, vielleicht haben Sie selbst schon misshandelte Tiere gesehen, was würden Sie sich als Tiermedizinerin hier für Regelungen im Tierschutzgesetz wünschen?

A:„Das größte Problem sehe ich gar nicht so sehr in der Formulierung eines solchen Verbotes. Viel wichtiger ist, dass sich Kolleginnen und Kollegen – aber natürlich auch die Tierbesitzer – getrauen, einen Zoophilie-Verdacht zu äußern und zur Anzeige zu bringen. Je klarer ist, dass die Bevölkerung Zoophilie nicht für ein Kavaliersdelikt hält, umso größer sind die Chancen, dass bei solchen Anzeigen und den damit verbundenen Ermittlungen auch etwas herauskommt“.

(Vielen Dank für das Gespräch)

Bis dieses Gesetzt in Kraft tritt und solange noch unklar ist wie hoch das Strafmaß bei solchen Taten sein wird, gilt es nun auf die derzeitige Situation aufmerksam zu machen um die Gesetzgeber davon zu überzeugen, dass hier hohe Strafen geschaffen werden müssen.

Es gibt nicht einen einzigen Grund, dass Mensch oder Tier nur aus Freude am Quälen, oder um die eigene Lust zu befriedigen so grausam gequält und misshandelt werden.  Solange die zu erwartenden Strafen so konsquenzarm sind, werden sie kaum abschreckend wirken.

Dieser Artikel hier wurde geschrieben um auf Missstände aufmerksam zu machen die dringend behoben werden müssen. Sie betreffen im Prinzip alle Bürger und deshalb wird hier um Unterstützung in diversen Bereichen geworben.

  • Schärfere Gesetze hinsichtlich Tierquälereien jeglicher Art. Falls man denkt, hier unter dem Strafmaß bei gleichem vergehen gegenüber Menschen bleiben zu müssen, sollte man in Erwägung ziehen, dann eben das Strafmaß bei Vergehen an Menschen, weiter nach oben zu korrigieren.
  • Hilfe für Betroffene. Hier sollen sich bitte auch Unternehmen und Organisationen die im Bereich Sicherheitsausstattung, Futtermittel oder Reiterbedarf liefernde Unternehmen aber gerne auch andere Unternehmen angesprochen fühlen.

Wer kann und will hier helfen? Gebraucht wird jegliche Unterstützung die der Sicherheit dient. Egal ob in Sach- oder Geldspenden. Kontakt: 0151/20567717.

  • Auch der Tierschutzverein Markgräflerland ist weiterhin tapfer am Spenden sammeln. Mit diesem Geld soll die Belohnung zur Ergreifung des Täters aufgestockt werden. Mehr dazu…

Auch jeder einzelne Bürger und Tierfreunde können helfen!!!

Teilt den Artikel und sorgt so dafür, dass diese ganze Problematik publik wird.

  • Sowohl die Gesetzeslage beim Thema Tierschändungen – Tierschutzgesetz – wie auch die allgemeine Situation hinsichtlich Gewaltverbrechen, sollte hier auf den Prüfstand gestellt werden.
  • Geben wir der Polizei hier die Instrumente (Gesetze) zur Hand, die sie brauchen um Mensch und Tier angemessen zu schützen und gegen solche Verbrechen effektiv vorgehen zu können.

Für die Medien: Kopieren und vervielfältigen des Textes erlaubt und gewünscht – aber bitte so, dass der Sinn des Artikels erhalten bleibt. Bei Bildern bitte Quellangaben beachten oder eigene Bilder verwenden.

(Redaktion – Regiorebellen)

Updates Available!

13.11.2012 – Stute in Ettenheim verletzt

Hier noch mal die bisher veröffentlichten Artikel zum Thema Pferdeschänder:

 

12 Kommentare

  1. es ist Traurig, das solche fehlgeleitete Kreaturen- genannt Mensch sich noch unter den Lebewesen -Überhaupt -Aufhalten dürfen- Mir sollte, so eine Person die nicht nur wehrlose Tiere quält, sondern auch mit Sicherheit Menschen- Kopfüber in eine Jauchegrube hängen.

  2. Die Menschen werden immer kranker.
    Es ist wirklich leider so, dass man sich kaum wehren kann. Vor 3 Wochen versuchte man meine Pferde zu vergiften. Die Täterin wurde aber dabei beobachtet, so dass das Schlimmste verhindert werden konnte. Man kann sich vorstellen, dass ich kurz davor war der Frau das gleiche anzutun. Aber dann kommt man in den Knast und die Frau kann sich weiter an hilflose Tiere vergreifen. Daher „nur“ Anzeige bei der Polizei, wobei man letztlich weiss, da kommt eh nichts bei rum. Wir haben jetzt 4 Kameras angebracht. Der Spass hat uns 600 EUR gekostet. Wir hoffen dass die abschrecken, denn beim nächsten Mal werde ich womöglich nicht mehr anzeigen, sondern…..

  3. Als tierlieber Mensch würde ich sofort jeden Verdacht auf Mißhandlung zur Anzeige bringen (ich lebe in Spanien und weiß von hier, wie Menschen mit Tieren umgehen) und fordere jeden Mitbürger auf, wachsam zu sein.

  4. Warum müssen sich die Oberen überhaupt Gedanken über die Rechtssprechung machen. Die natürliche Reaktion liegt doch klar auf der Hand:
    Diesem Wesen gehört das Recht, sich MENSCH zu nennen, aberkannt – dadurch verliert er den Schutz der Rechtssprechung und kann wie jedes Wesen, das Mensch oder Tier gefährdet, unschädlich gemacht werden.
    Aber unsere Obrigkeit schafft es ja nicht einmal den Menschen zu schützen – z.B. mehrmalige Vergewaltigungen durch die gleiche Person. Selbst wenn diese Person gefasst wird, kommt sie nach ein paar Jahren wieder raus und kann sich das nächste Opfer suchen.
    Vielleicht sollte wirklich eine Richtlinie festgelegt werden, wann ein Mensch durch seine Handlungen das Recht verliert sich Mensch zu nennen, und somit auch den Schutz, den er bis dahin hatte.

  5. Für solche Leute die so etwas tun sollte man das Grundgesetz ändern und die (von Moderator entfernt) denn solche habe es nicht verdient(von Moderator entfernt)

  6. Hallo Olli, Kann Deine Äußerung zwar nachvollziehen – aber in dieser Weise leider nicht veröffentlichen – sorry. Bitte formuliere in einem Rahmen der juristisch unbedenklich ist – auch lesen hier junge noch minderjährige Reiter und Reiterinnen – vielen Dank

  7. Ist es denn nicht möglich, daß solche abartigen “ Menschen “ ganz zufällig einen schweren Unfall erleiden ?

  8. Es ist bekannt , daß jeder Euro, der für Kinder und Jugendliche NICHT ausgegeben wird , !00 Euro Folgekosten bringt ( Für Forensische Kliniken ,Gefängnisse und so weiter.

  9. Wer die Menschen kennt. Liebt die Tiere. Man muß sich schämen ein Mensch zu sein. Ich kann nur hoffen das diese abartigen Menschen bald geschnappt werden. Am besten wäre es. Diese Menschen wűrden (entfernt von Moderator)

  10. Bei mir ereignete sich ein ähnlicher Fall vom 05.03. auf den 06.03.2013.

    Bericht der Kriminalpolizei Kaiserslautern:

    06.03.2013, 18:38 – Kriminaldirektion Kaiserslautern
    Otterberg (Landkreis Kaiserslautern), Polizei ermittelt wegen Tierquälerei
    Nach Misshandlung Pferd eingeschläfert

    Unbekannte Täter haben ein schwarzes Friesenpferd von Dienstag (5. März) auf Mittwoch auf einer Koppel östlich von Otterberg misshandelt. Das Tier musste aufgrund seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung heute eingeschläfert werden.

    Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand war am Dienstagabend gegen 18 Uhr die 23-jährige Stute wohlauf. Ein Zeuge wurde Mittwochfrüh um 7 Uhr auf das Tier aufmerksam, nachdem er den Friesen liegend im Koppelbereich entdeckte.

    Gemäß Spurenlage dürfte das Pferd zunächst von der Koppel in die Pferdebox gelockt worden sein, um es von dort wieder ins Freie zu führen. Die Täter dürften dann jeweils die Vorder- und Hinterläufe zusammen gebunden und das Pferd auf dem Boden liegend zurück gelassen haben.
    Das Friesenpferd musste von einem Tierarzt aufgrund seines geschwächten Zustandes eingeschläfert werden.
    Die Ermittlungen werden fortgeführt.

    Zeugen werden gebeten, sich unter der Nummer 0631 369-2620 mit der Polizei in Verbindung zu setzen.
    Kriminaldirektion Kaiserslautern
    Logenstraße 5
    67655 Kaiserslautern
    Telefon: 0631/369-0

    Wir haben auch eine Belohnung von 2300€ ausgesetzt, für Hinweise die zum Täter führen!
    Würden sie darüber berichten? Vielleicht besteht ja ein Zusammenhang.
    (Quelle: Kriminaldirektion Kaiserslautern)

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